Potsdamer Schüler schicken kleine Störe auf große Reise

Störbesatz Potsdam

150 Grundschüler aus Potsdam haben am 4. Mai 2015 in der Schiffbauergasse unter großem öffentlichem Interesse etwa 250 Jungstöre in die Havel entlassen. Die zehn Monate alten Störe wandern von der Havel in Potsdam in die Elbe und wachsen dann in der Nordsee heran. Läuft alles nach Plan, werden sie in zwölf bis zwanzig Jahren als imposante Fische von bis zu fünf Meter Länge zu ihren Laichgründen in Spree und Havel zurückkehren.

Störe gelten in Deutschland seit 100 Jahren als ausgestorben. Seit einigen Jahren bemüht sich die „Gesellschaft zur Rettung des Störs“ unter der Leitung von Dr. Jörn Gessner (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) diese wieder in ihren ursprünglichen Gebieten heimisch zu machen.

Im Ostseeeinzugsgebiet wird mit dem historisch vorkommenden Baltischen Stör (Acipenser Oxyrinchus) besetzt. Für das Nordseeeinzugsgebiet in Brandenburg fokussieren sich die Arbeiten auf den Europäischen Stör (Acipenser Sturio). Für das Einzugsgebiet der Havel werden Europärische Störe gezüchtet und ausgesetzt. Der Landesfischereiverband Brandenburg/Berlin, der Landesanglerverband Brandenburg und das Institut für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow unterstützen diese Bestrebungen tatkräftig. Unter anderem soll damit auch auf den Missstand der vielen Querverbauungen von Flüssen aufmerksam gemacht werden, die es Wanderfischen wie Stör und Aal, aber auch Lachs oder Meerforelle beinahe unmöglich machen, ihre jährlichen Wanderungen durch unsere Flüsse zu unternehmen.

Neben den vielen aufgeregten Schülern, die es kaum erwarten konnten, die kleine Störe auf ihre Reise ins Meer zu schicken, waren auch der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, Jörg Vogelsänger, sowie der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs, bei diesem Ereignis dabei.

Dr. Jörn Gessner überreichte beiden eine Urkunde als Stör-Paten. Auch der neue Präsident des Landesanglerverbandes Brandenburg, Gunter Fritsch, ließ es sich nicht nehmen, den Schülern dabei zu assistieren, die Jungstöre in die Freiheit zu entlassen. Gunter Fritsch erklärte den neugierigen Schülern, warum dieses „Relikt aus der Urzeit“ hierzulande ausgestorben ist und welche Anstrengungen es bedarf, den Stör hier wieder heimisch zu machen. Jörg Vogelsänger überreichte dem neuen Präsidenten ein Glückwunschschreiben der Landesregierung.

Vor Ort waren auch Gerd Conrad, Ministerialrat vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und Susanne Melior, Europaabgeordnete, sowie viele weitere Stör-Begeisterte. Dies unterstreicht, welch große Wellen dieses Projekt buchstäblich schon geschlagen hat und welch große Aufmerksamkeit dem Stör mittlerweile zuteilwird. Übrigens wurden zwei der Jungstöre nicht eingesetzt, sondern dem Naturkundemuseum in Potsdam übergeben. Dort kann dann jedermann den Stören in den nächsten Jahren beim Aufwachsen zusehen.