Am 18. Oktober 2024 führte der Landesanglerverband Brandenburg e.V. (LAVB) einen ersten Projekttag mit Schülern in Perleberg zur Wiederansiedlung von Lachs (Salmo salar) und Meerforelle (Salmo trutta) in der Stepenitz durch. Die sechste Klasse der Geschwister-Scholl-Grundschule lernte zunächst den Lebenszyklus der Lachse und Meerforellen kennen. Nachdem die wichtigsten Umweltprobleme der wandernden Fischarten, die zu ihrem Verschwinden führten, sowie die Maßnahmen zur Wiederansiedlung vorgestellt wurden, ging es endlich raus an den Fluss. Bei schönstem Herbstwetter und mit Eimern, Keschern und Gummistiefeln ausgerüstet wanderte die Klasse zur Stepenitz im Stadtzentrum von Perleberg. Dort führen engagierte Mitglieder des Fliegenfischervereins Fario e.V. sowie Mitarbeiter des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow e.V. (IfB) regelmäßig Abfischungen von zurückkehrenden Laichtieren durch. Die Schüler konnten diese besondere Gelegenheit nutzen, um dem Fang von Lachsen und Meerforellen zuzuschauen.
Anschließend durfte jeder Schüler bei der Wiederansiedlung mithelfen und einige halbjährige Lachse in der Stepenitz aussetzen. Zusammen mit Rainer Ramin vom Kreisanglerverband Perleberg e.V. besuchten die Schülerinnen und Schüler das Wehr an der Stadtmühle in Perleberg sowie die Fischtreppe, die einem kleinen Anteil der Rückkehrer die Überwindung des Wehres ermöglicht. Dort konnten die Schüler das Problem der Querverbauungen eindrucksvoll aus nächster Nähe besichtigen. Darüber hinaus ermittelte die Klasse gemeinschaftlich die biologische Gewässergüte anhand von selbst gesammelten Proben. Konzentriert und fasziniert wurden dazu die Kleinstlebewesen bestimmt und in Kategorien eingeteilt. So konnten die Kinder erfahren, wodurch sich das Aufwuchshabitat der jungen Lachse und Meerforellen auszeichnet und welche Nahrungsbeziehungen im klaren Wasser der Forellenregion bestehen.
Anstoß für dieses Angebot zur Umweltbildung war die Ernennung der Stepenitz zur „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“. Vielen Anwohnern entlang der Stepenitz ist gar nicht bewusst, welcher Schatz bei ihnen vor der Haustür liegt und welche Anstrengung unternommen wurden, um den Zustand der Stepenitz zu verbessern und die Rückkehr von Lachsen und Meerforellen zu ermöglichen. Mit dem Projekttag trägt der Landesanglerverband dazu bei, die Bevölkerung für die ökologische Bedeutung unserer Flüsse zu sensibilisieren. Dabei wird nicht nur viel Wissen vermittelt, sondern es werden auch unvergessliche Erlebnisse und ein Bezug zur Fischfauna und ihrer Gewässer hergestellt. Dieses Umweltbewusstsein trägt hoffentlich irgendwann zum weiteren Rückbau von Kleinwasserkraftanlage bei. Der LAVB dankt dem IfB und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) für deren Unterstützung des Projekttages mit Anschauungsmaterial sowie dem Fliegenfischerverein Fario e.V. und seinem Bruthauswart Mirko Beutling für die großartige Arbeit über viele Jahre beim Wiederansiedlungsprojekt.
Hintergrund
Seit 1999 läuft im Stepenitz-System ein groß angelegtes gemeinsames Wiederansiedlungsprojekt des Landesanglerverbandes Brandenburg e.V., des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow e.V. und Fario e.V. für den Atlantischen Lachs und die Meerforelle, das sich positiv entwickelt. Am 22. März 2024 wurde die Stepenitz vom Deutschen Angelfischerverband e.V., den Naturfreunden Deutschlands e.V. zusammen mit dem Landesanglerverband Brandenburg e.V. und dem Fario e.V. als „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“ ausgerufen. Bei regionalen Veranstaltungen und in den regionalen Medien soll so auf die immense ökologische und kulturelle Bedeutung der Stepenitz als schützenswerter und einzigartiger Naturraum hingewiesen werden.





© Text und Fotos: Michael Jüling, Gewässerwirtschaft des Landesanglerverbandes Brandenburg e.V.