Störbesatz in der Havel

Störbesatz in der Havel

Nur zwanzig Zentimeter groß waren die einjährigen Störe (Acipenser sturio), die am 30. April 2014 im Wehr bei Bahnitz in die Havel entlassen wurden. Mit ein wenig Glück kehren sie in zehn bis fünfzehn Jahren um ein vielfaches größer aus der Nord- und Ostsee zum Laichen in das Gewässer ihrer Kindheit zurück. Die zahlreichen eingeladenen Gäste hatten die Möglichkeit Stör-Paten zu werden. Die Tiere wurden mit Zahlencodes versehen, bevor sie sich auf ihre lange Reise machen. Die Codes auf den gelben Markierungen gehen an das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB). „Zwölf Meldungen kamen in diesem Frühjahr von Fischern aus Dänemark“, so Projektleiter Dr. Jörn Gessner (IGB). Einer der Paten war Dieter Dombrowski (CDU), der unweit des Wehres wohnt.

Das seit vier Jahren laufende Wiederansiedlungsprojekt ist eine Initiative des IGB in Zusammenarbeit mit dem Landesfischereiverband Brandenburg/Berlin e.V. und eine Erfolgsgeschichte. Vor allen Dingen soll damit auch auf das große Problem der Querverbauungen unserer Flüsse hingewiesen werden. So sieht es der Präsident des Landesfischereiverbandes, Gernot Schmidt, der eine verbesserte Durchgängigkeit von Elbe, Havel und Spree anmahnt, damit den erwachsenen Stören der Wiederaufstieg in die Flüsse überhaupt möglich ist.

Leider haben noch immer zu viele Wehre und Schleusen keine oder nur unzulängliche Fischaufstiegshilfen. Auch die Fischtreppe am Bahnitzer Havelwehr ist für Störe mit drei Metern Länge und gut 400 Kilo Gewicht viel zu klein. Deshalb gilt es, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit diese urzeitlichen Tiere auch wieder den Weg zurück aus dem Meer in ihre Kinderstuben finden.

Aus diesem Grund haben die Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ein Positionspapier zur Wiederherstellung der Fischdurchgängigkeit in Havel und Spree im Hinblick auf Wanderungspotentiale für Fischschwärme sowie auf die Bemessungsfischart „Europäischer Stör“ erarbeitet. Dabei geht es in erster Linie darum, die Umsetzung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu verwirklichen. Nur dann kann eine erfolgreiche Wiederansiedlung des Störs, aber auch vieler anderer Wanderfischarten wie Lachs oder Meerforelle in Brandenburg wirklich von Erfolg gekrönt sein.