Quantifizierung der Sterblichkeit von Aalen in deutschen Binnengewässern am Beispiel der Havel

Studie de des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow e.V.: Quantifizierung der Sterblichkeit von Aalen in deutschen Binnengewässern am Beispiel der Havel

Im Rahmen des o.g. Forschungsprojektes wurden in einem 56.291 ha großen Teileinzugsgebiet der Havel wichtige Einflussfaktoren auf den Aalbestand wie Rekrutierung, Wachstum und verschiedene Sterblichkeitsfaktoren (nat. Sterblichkeit, Kormoran, Fischer, Angler, Wasserkraftanlagen) quantifiziert und aufbauend auf den Ergebnissen die Populationsstruktur und -dynamik des Aalbestandes modelliert. Mit Hilfe des Aalbestandsmodells GEM III wurde die jährlich abwandernde Blankaalmenge geschätzt und den Ergebnissen eines durchgeführten Blankaalmonitorings gegenübergestellt. Zusätzliche Modellszenarien dienten der Bewertung verschiedener Managementoptionen hinsichtlich ihrer Effektivität zur Erhöhung der Blankaalabwanderung.

Aktuell werden im Untersuchungsgebiet jährlich etwa 4,4 Mio. Aale besetzt. Der natürliche Aalaufstieg ist mit ≈ 33.000 Steigaalen pro Jahr (∅ 2005-09) vergleichsweise gering. In Bezug auf das Wachstum konnten in Warmwasseranlagen vorgestreckte Aale ihren Größenvorsprung gegenüber Glasaalen bei einem Besatz in kleinen Seen nicht behaupten. Die mittlere Wachstumsgeschwindigkeit im Einzugsgebiet der Havel beträgt 5,4 cm/Jahr für weibliche und 3,7 cm/Jahr für männliche Aale.

Unter den Mortalitätsfaktoren kommt der natürlichen Sterblichkeit – quantitativ betrachtet – die mit Abstand höchste Bedeutung zu. Die mittlere jährliche natürliche Sterblichkeit im Aalbestand (∅ 2009-11) kann stückzahlmäßig auf 19 % geschätzt werden. In der weiteren Reihenfolge sind Erwerbsfischerei (2,6 % / Jahr), Kormoran (1,9 % / Jahr), Angler (0,7 % / Jahr) und Wasserkraftanlagen (0,1 % / Jahr) als Mortalitätsfaktoren bedeutsam.

Im Ergebnis der Modellierungen mit dem GEM III wurde die jährlich abwandernde Blankaalmenge auf 44.000 Stück im Mittel der Jahre 2010-12 geschätzt. Die Abschätzung auf Basis der Ergebnisse des Blankaalmonitorings ergab mit 19.000 abwandernden Blankaalen eine größenordungsmäßig gute Übereinstimmung mit den Modellierungsergebnissen. Eine Erhöhung der Aalbesatzmengen stellt im Vergleich zu allen anderen Szenarien die wirkungsvollste Maßnahme zur Steigerung der abwandernden Blankaalmenge dar. Mit deutlichem Abstand folgen Managementmaßnahmen die auf eine Verringerung der Mortalitätsfaktoren abzielen.

Die ausführlichen Studienergebnisse können hier abgerufen werden.

Erik Fladung, Dr. Janek Simon & Dr. Uwe Brämick
Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow