Prominente Anglerin: „Ob sie wieder angeln geht?“

Hier mal was aus der Rubrik „Prominente Angler“ und in diesem Fall geht es wohl kaum noch prominenter. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel war in Jugendtagen als Anglerin aktiv. Ob sie es in Zukunft wieder sein wird? Dieser Frage spürten die Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern in der letzten Ausgabe ihrer Verbandszeitschrift nach. Herausgekommen, ist dieser interessante Artikel, der uns freundlicherweise vom Landesanglerverband M-V zur Verfügung gestellt wurde. Viel Spaß beim Schmökern:

Das Glück am Haken

„Mehrfach wurde ich schon gefragt, warum ich mich bei der Vorstellung prominenter Angler nicht auch an die Bundeskanzlerin heranwagen würde. Spätestens jetzt, wo sie ihren Parteivorsitz in der CDU beendet und angekündigt hat für die nächste Bundestagswahl nicht mehr zu kandidieren und keine politischen Ämter mehr anzustreben, scheint die Zeit dafür gekommen. Aus vielen angeltypischen Veröffentlichungen und erst recht nach Christoph Schwennickes Buch ‚Das Glück am Haken‘ weiß der aufgeklärte Angler das unsere Bundeskanzlerin einen Fischereischein besitzt. Das hängt mit ihrem ersten Leben zusammen. In der DDR war häufig die Benutzung von Booten auf Binnenseen an die Mitgliedschaft in einem Anglerverein gebunden.

Und schon wurde sie Anglerin im Anglerverein in Hohenwalde, wo sie noch heute ein Wochenendhaus besitzt. Zum Bootfahren hätte die Mitgliedschaft gereicht, sie wollte aber mehr. Wenn schon mitmachen, dann ganz vorne und hatte damit eine Vorstandsfunktion am Hals. Wie sich später herausstellen sollte, ist sie dieser Grundeinstellung bis in die heutige Zeit treu geblieben. Gehen wir also davon aus, dass sie diese Tugenden bei uns Anglern gelernt und geübt hat. Johannes Rau, einer der erfolgreichsten deutschen Politiker, wurde immer ehrfürchtig der ‚Menschenfischer‘ genannt. ‚Der Politiker muss den Wähler ködern, er muss ihn anfüttern, verführen, überzeugen, überlisten‘. Alles das hat sie also von uns!

Die Angler vergessen

Manch einer mag sich jetzt die Augen wischen und sich fragen, warum hat die Angelfischerei in Deutschland daraus keinen Vorteil ziehen können? Hat sie unsere Seelenverwandtschaft verlassen? Nach einem Gespräch mit Anne Hähnig äußerte diese, dass es schwer zu sagen sei, ob es Angela Merkel wirklich ums Angeln ging, als sie in den Anglerverein Hohenwalde eintrat. Fakt ist, das sie nur noch wenig Gelegenheit findet, in Muße am Teich zu sitzen, wie ihr Sprecher verkündete. Dagegen hätte sie es den vielen angelnden Regierungschefs in aller Welt, wie Bush, Obama, Putin und Castro gleichtun und somit zusätzliche Bonuspunkte sammeln können. Wenn man schon die Angel im Vornamen trägt, hätte sie sich auch mit öffentlichen Meinungsäußerungen zur sozialen und gesellschaftlichen Rolle der Angelfischerei so richtig für uns ins Zeug legen können. Dabei fing sie in der Politik so gut an.

Der Deutsche Anglerverband hatte 2005 die Kanzlerkandidaten aus angelpolitischer Sicht um ihre Standpunkte gebeten. Damals war für sie Angeln noch ein besonderes Hobby und wir würden ihre persönliche Anerkennung für unsere Ausdauer und unser Können besitzen aber auch ihre Wertschätzung für unsere Gewässerpflege und Jugendarbeit. Angeln, so fuhr sie fort, sei ein wichtiger Faktor für Wirtschaft und Wachstum und es gilt diese Bereiche zu stärken. Den Kormoran hielt sie damals für ein wirkliches Problem. Als Bundeskanzlerin sah man sie durchaus bei den Fischern, sogar 2014 bei der Jahreshauptversammlung in Negast. Hier stellte sie fest, dass nur mit Leidenschaft, Herzblut und Traditionsbewusstsein allein, die Fischerei nicht erhalten werden könne. Wir sind aber der Meinung die Fischerei ist auch nicht ohne Leidenschaft, Herzblut und Traditionsbewusstsein zu retten. Gern hätten wir uns als Angler mit ihr in einem kuschligen Anglerheim getroffen und mit Glühwein über die Angelfischerei und ihre Zukunft philosophiert. Aber wir haben uns wohl nicht darum bemüht.

Angeln in der Mitte der Gesellschaft

Fakt ist scheinbar, dass wir zu wenige bekennende Angler in den Bundestag gewählt haben, so dass unsere Parlamentarier sich trauen, der Angelfischerei eine untergeordnete Bedeutung beizumessen. Nicht die Regierungsparteien haben den Entzug der Gemeinnützigkeit für die militante Tierrechtsorganisation PETA gestellt, sondern die Opposition. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn Frau Dr. Merkel erst wieder in unseren Reihen organisiert ist, werden wir konsequenter ihre zweifelsohne vorhandenen Kontakte in die neue Regierung und nach Brüssel nutzen, um die öffentliche Anerkennung der Angelfischerei weiter zu stärken, um sie tatsächlich in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Das bunte Treiben mit Rute und Rolle wird von der Mehrheit der Bevölkerung (61 Prozent, Humboldt-Uni 2014) akzeptiert und positiv gewertet. Grund genug dieses Wählerpotential nicht zu verspielen.

Angel auswerfen, Stress vergessen und warten bis das Abendessen anbeißt. Der Freizeit-Trend Angeln begeistert immer mehr Menschen: Zwischen drei und vier Millionen Deutsche sind aktive Hobby-Fischer; der Frauenanteil steigt und liegt aktuell bei elf Prozent. Vor allem in jungen Bevölkerungsgruppen boomt die relaxte, gesunde und natürliche Outdoor-Leidenschaft. Die junge Street-Fishing-Szene an der Spree hat Berlin nicht nur zur Hauptstadt der Deutschen, sondern auch zur Hauptstadt der Zander erklärt. Geangelt wird am Kanal hinterm Kanzleramt ebenso wie an einsamen Bergseen, Flüssen und an der Küste. Vielleicht sollte unsere Bundeskanzlerin die restliche Zeit im Kanzleramt nutzen und schon mal die Angel auswerfen. […] Wir wünschen Bundeskanzlerin Angela Merkel für die noch bevorstehenden Jahre im Dienste des Deutschen Volkes sibirische Gesundheit und eine glückliche Heimkehr in die Reihen der Angelfischerei.“ (Werner Promer, Vizepräsident Gewässerwirtschaft des Landesanglerverbandes Mecklenburg-Vorpommern)

Ich bin der Hecht

Übrigens war Angela Merkel am 15. Mai 2004 anlässlich des Festaktes zum 50jährigen Jubiläum des Deutschen Anglerverbandes in Dresden und überraschte die Delegierten dort mit folgender Information, nachzulesen in dem Buch „Ich bin der Hecht“ von Dr. Dieter Mechtel, Vizepräsident des Landesanglerverbandes Brandenburg:

„Ich zum Beispiel war, ohne jemals selber einen Fisch geangelt zu haben, trotzdem Mitglied des Anglerverbandes der DDR, weil dort, wo ich lebte, in der Uckermark, das Befahren des nahen Sees nur erlaubt war, wenn man Mitglied des Anglerverbandes war. Und so wurde ich dann in dem Ort mit 60 Einwohnern auch Vorsitzende des dortigen Anglerverbandes, und ich glaube, es gab nahezu keine Familie in dem Ort, die nicht Mitglied des Anglerverbandes war. So waren die gemeinschaftlichen Aktionen des Dorfes in ganz hohem Maße das Anfischen, das Abfischen und das winterliche Fest des Anglerverbandes, das ich dann auch ein- oder zweimal organisiert habe. […] Das liebe ich im Übrigen sehr am Angeln, dass es eine Beschäftigung ist, die uns dem Lärm der Gesellschaft, dem wir heute eigentlich pausenlos ausgesetzt sind, ein Stück entzieht. Und damit ist es, glaube ich auch eine sehr moderne und schöne Form, sich im 21. Jahrhundert dem Fischefangen hinzugeben.“ (Angela Merkel)

© Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler