Grundlage jeglicher (fischereilicher) Bewirtschaftung stellt, wie an Land auch, die pflanzliche Produktion dar, die nicht nur für die Lebensbedingungen durch Sauerstoffabgabe, Strukturbildung (Habitat und Laichsubstrat) und Beschattung verantwortlich ist, sondern auch die Nahrungsgrundlage für alle trophischen Ebenen darüber. Diese Biomasse ist daher für den fischereilichen Ertrag auschlaggebend!
Dieser Artikel reißt die geläufigsten Pflanzengruppen (der Makrophyten) der heimischen Gewässer an, eine detaillierte Artenbeschreibung oder Artenaufzählung ist aufgrund des enormen Umfangs und der Spezialisierung der Organismen unmöglich. Die Pflanzen werden in diesem Artikel nur laienhaft beschrieben, da einige Pflanzen zweihäusig sind bzw. die männlichen Blüten derselben Pflanze eine andere Erscheinung haben, als die weiblichen. Die Einordnung in die unterschiedlichen Gruppen erfolgt nur pauschal, da die Pflanzen an die Bedingungen schwankender Wasserstände gut angepasst sind. So kommen einige Arten als Unterwasser-, Schwimmblattpflanze oder Überwasserpflanze vor. Das wichtige Phytoplankton wird in einem gesonderten Artikel behandelt.
Unterteilung Überwasserpflanzen
Das Rohr (Phragmites sp.) ist wohl jedem Angler bekannt. Es kommt an fast jedem Gewässer vor, wird über zwei Meter hoch und bildet meist die Übergangszone vom freien Wasserkörper zum festen Uferbereich, gern auch dort weiterwachsend. Es erfüllt eine Schutzfunktion gegenüber Abschwemmung und bietet nicht nur Fischen, sondern auch zum Beispiel dem Schilfrohrsänger oder der seltenen Rohrdommel Aufenthaltsraum und Versteckmöglichkeit. Für den spezialisierten Schleienangler sind die sonnenbeschienenen, windstillen, lichten Schilfbereiche im Frühjahr Erfolg versprechend, wenn sich die Tiere zum Sonnenbaden im Gelege zeigen. Dort stehen sie dann direkt an der Oberfläche und meist sieht man nur noch eine Welle, weil man viel zu schnell am Ufer entlanggelaufen ist. Aber auch der Raubfischangler wird fast immer mit Erfolg belohnt, wenn er den Blinker gekonnt nahe des Bewuchses präsentiert.
Probleme kann es in flachen Gewässern geben, da sich das Rohr vornehmlich vegetativ vermehrt, und Angelstellen oder ganze Wasserflächen in wenigen Jahren komplett zuwächst. Das im Winter abgestorbene organische Material wird meist nicht vollständig mineralisiert, lagert sich auf dem Grund an und bildet dort unfruchtbaren Zelluloseschlamm. Leider ist die Rohrwerbung nicht nur äußert aufwendig und teuer, sondern kollidiert häufig auch mit dem Naturschutz und verhindert einen ökologisch verträglichen Nährstoffentzug. Über den Aufwand und die Arbeiten kann man sich hier in einem YouTube-Video von einem der letzten Fischereibetriebe, der der Reeternte noch nachgeht, informieren.
Es gibt allerdings nicht nur Probleme durch zu starken Rohrwuchs, sondern auch durch dessen totalen Zusammenbruch. Durch übermäßigen Gänsefraß oder andere (meist ungeklärte) Ursachen kann der gesamte Rohrbestand auch komplett verschwinden und damit die Fischartenzusammensetzung durch fehlende Laichhabitate verändern wie zum Beispiel am Teufelssee bei Seddin. Der ehemalige Hecht-Schlei-Seentyp verlor in kurzer Zeit seinen etwa 10 bis 15 Meter starken Rohrbestand und wird nun hauptsächlich von Cypriniden dominiert.
Schwimmblattpflanzen
Diese Zone ist wohl für den außenstehenden Beobachter die Interessanteste. Blüten und Blätter dieser Zone sind immer attraktiv anzusehen. Im Aufwuchs der Pflanzen finden sich immer einige Köcher- und Eintagsfliegenlarven aber auch die Plötzenschnecke. Hier lohnt sich das Pirschen mit Schwimmbrot auf Aland (in den Fließgewässern) oder dicke Karpfen (in den stehenden Gewässern).
Die Unterscheidung der beiden Arten See- und Teichrose ist für den Spinnangler, der, (wie ich,) dem Hecht auch in der kalten Jahreszeit mit Vorliebe im Flachwasser nachstellt, von erheblicher Bedeutung. Hier muss man sich in der Vegetationsperiode die Blüten etwas genauer anschauen. Warum? Bei der Seerose wachsen die Rhizome im Boden, bei der Teichrose wachsen sie auch gern vom Boden aus in den freien Wasserkörper (bei ungünstigen Bodenverhältnissen) bis an die Oberfläche (Hängergefahr für die teuren Kunstköder und gleichzeitig auch Verlustgefahr des anvisierten Fisches). Die Blüten der Seerose sind farblich sehr vielfältig von weiß über rosa, rot bis violett oder auch blassgelb. Die Teichrose dagegen, trägt tiefgelbe Blüten, die aufgrund der Gestalt auch als „Teichmummel“ bezeichnet wird. See-/Teichrosenfelder sind Strukturgeber und damit immer interessant für die meisten Fischarten. Häufig kann man in den Lücken oder am Rand dem Aalfang nachgehen oder ein paar schöne Rotfedern stippen.
Vor Allem in kleinen Teichen, Altarmen oder langsam fließenden Gewässern ist die Wasserlinse/Teichlinse/Entengrütze Lemna sp. (Bild unten) vorzufinden. Die runden oder eiförmigen Blättchen erreichen eine Größe von zwei bis fünf Millimetern und entwickeln sich unter günstigen Bedingungen massenhaft. Dort können sie zu Erstickungserscheinungen bei der aquatischen Fauna durch Beschattung (Sauerstoffmangel) führen. Die nur wenige Millimeter große Teich- oder Wasserlinse hat durch die Wasserknappheit, Erwärmung und Nährstoffanreicherung leider immer stärker zugenommen und macht den Fischen vor allem in Kleinstgewässern und den staubegradigten Fließgewässern durch Massenvermehrung und damit extremer Beschattung und Sauerstoffarmut zu schaffen. Die kleinen Pflanzen haben ein enormes Vermehrungspotential und bedecken die Wasseroberfläche in kurzer Zeit komplett.
Unterwasserpflanzen
Ein Mangel an höheren Unterwasserpflanzen ist meist durch starke Trübung (Phytoplankton) in Folge von großen Nährstofffrachten gekennzeichnet. Ausschließlich auf den Fischertrag abgezielt, sind solche Bedingungen absolut wünschenswert, da wir hier die größte Fischbiomasse ernten können. Und dies sogar mit einem guten Gewissen: Mit jedem gefangenen Fisch entnehmen wir Nährstoffe, die dem Nährstoffkreislauf (Eintrübung des Gewässers – erhöhter Sauerstoffverbrauch durch Atmung und Absterben, in der Folge Rücklösung von Nährstoffen aus dem Sediment) entzogen werden. Natürlich haben diese Bedingungen auch Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung: Das ist das, was der Zander liebt! In diesen Gewässern kommt diese Art sehr gut auf, es sind aber auch dieselben Gewässer, die Verbuttungserscheinungen bei den Cypriniden zeigen.
Unterwasserpflanzen sind ein wichtiger Sauerstoffproduzent, der das lebensnotwendige Gas an das Wasser abgibt (im Gegensatz zu den Schwimmblatt- und Überwasserpflanzen, die es an die Luft abgeben). Dies kann man im Sommer übrigens selber wunderbar beobachten: Schnorchel und Taucherbrille anziehen und an einem windstillen und sonnigen Tag nachmittags mitten ins Kraut schwimmen. Dort kann man die Sauerstoffblasen an den Spitzen der Pflanzen nach oben an die Gewässeroberfläche aufsteigen sehen.
Sobald die Nährstoffmengen allerdings zurückgehen (zum Beispiel durch Fällung), wachsen die Makrophyten durch das größere Lichtangebot besser. Der Zander findet unter diesen Bedingungen keine Dominanz mehr (unter den Raubfischen) und kann unter Umständen sogar komplett verschwinden. Die Fischbiomassezusammensetzung verändert sich elementar zum Beispiel zu einem Hecht-Schlei-Typ. Die „Verbesserung“ der Bedingungen kann sogar Auswirkungen auf den Wassersport und Wassertourismus haben. Durch übermäßiges Wachstum von einigen Pflanzen können sich die Badebedingungen verschlechtern, denn niemand möchte durch das dichte Kraut schwimmen.
Je klarer das Wasser, desto tiefer dringt das Licht in den Wasserkörper, und desto größer ist auch die trophogene Zone (die Zone, in der die Unterwasserpflanzen noch wachsen können). In Fließgewässern sind sie ein wichtiger Rückzugsort für Insekten und Krebstiere aller Art, bauen durch die eigene Biomasse Wasserwiderstand auf und wirken damit als Strömungslenker und Strukturgeber.
Der fischereiliche Wert dieser Zone ist allerdings sehr groß: „Die weiche Beschaffenheit der Unterwasserpflanzen ermöglicht deren schnelle und vollständige Zersetzung. Sie haben also an der Bildung des fruchtbaren Faulschlamms maßgeblichen Anteil. (…) Die Unterwasserpflanzen, die die wichtigsten Aufwuchsträger sind (…), bieten den Fischen beliebte Laichplätze und den Fischnährtieren unmittelbare Nahrung, sodass diese Pflanzen für die Fischerei dienlich und nützlich sind.“ (Aus Wasserpflanzen von Dr. E.-M. Bursche 1953)
Wolfram Hahlweg
Gewässerwirtschaft des Landesanglerverbandes Brandenburg
© Fotos: Wolfram Hahlweg, Titelbild: Berko Nowitzki