Seit vielen Jahren läuft das Wiederansiedlungsprojekt des Landesanglerverbandes Brandenburg und des Instituts für Binnenfischerei (IfB) Potsdam-Sacrow von Lachs und Meerforelle in den brandenburgischen Flüssen Pulsnitz, Ucker und Stepenitz.
Jährlich im Herbst erfolgen in den Besatzstrecken Kontrollbefischungen auf die zurückkehrenden Laichfische von Lachs und Meerforelle. Am 4. Dezember 2015 wurde an der Stepenitz zwischen Wolfshagen und Lübzow ein solches „Fischmonitoring“ durchgeführt. Besonders die Stepenitz ist, im Vergleich zu vielen anderen Flüssen Norddeutschlands, noch ein dynamisches Fließgewässer. Sie weist aufgrund ihrer erhalten gebliebenen Naturnähe und guten Wasserqualität einen sehr hohen Schutzwert auf. Insbesondere die Fischfauna zeichnet sich durch eine annähernd erhalten gebliebene und naturgemäße Artenvielfalt aus, wie sie in der Tiefland-Forellenregion zu finden ist.
Zusätzlich zu den wiederangesiedelten Lachsen und Meerforellen kommen hier noch 35 weitere Fischarten vor.
Auch Bachforelle, Elritze, Groppe, Schmerle, Bach- und Flussneunauge, Hasel, Gründling und Döbel. Auch Dr. Georg Moskwa vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft, der tatkräftig in den Booten mitkescherte, war begeistert von der Artenvielfalt, die sich unter der Wasseroberfläche in der Stepenitz offenbarte. Wehranlagen haben dazu beigetragen, dass Lachse, Meerforellen und andere Wanderfischarten aus den heimischen Fließgewässern in der Vergangenheit verschwunden sind.
Um die Wiederansiedlungsbemühungen zum Erfolg bringen zu können, müssen die Wehre passierbar gestaltet oder beseitigt werden, sofern sie nicht mehr benötigt werden. Im Hauptfluss befanden sich 1998 insgesamt 16 Wehre und Sohlschwellen, die einen Aufstieg von Lachs und Meerforelle in die Kinderstuben verhinderten. Mittlerweile ist der Hauptlauf der Stepenitz auf einer Länge von 55 Kilometern weitestgehend frei durchwanderbar. Zudem wurde die Längspassierbarkeit der wichtigsten Zuflüsse auf einer Gesamtlänge von 51 Kilometern wieder hergestellt und die Erreichbarkeit der als Laich- und Jungfischlebens räume geeigneten Fließgewässerstrecken entscheidend verbessert.
Dennoch müssen mehr Laichplätze geschaffen werden.
Durch die Landwirtschaft werde leider „viel Sand und Lehm in den Flusslauf eingetragen“, so Monika Wulff von der Unteren Fischereibehörde des Landkreises Prignitz. Lachse und Meerforellen benötigen durchflossene, sauerstoffreiche Kiesbetten als Laichplatz. Seit dem Erstbesatz des Stepenitz-Systems im Jahr 1999 kamen dort insgesamt 986.898 Lachse (davon: 4.69.400 Brütlinge, 369.279 Halbjährige, 109.445 Einjährige sowie 10.974 Smolts) und 1,243 Millionen Meerforellenbrütlinge in die Gewässer. Hervorzuheben ist, dass nicht nur die Besatzkosten durch die Angler getragen wurden, sondern dass auch die Besatzmaßnahmen selbst nur durch die Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Helfer aus den ortsansässigen Anglervereinen möglich waren. Finanziert wurden die Maßnahmen größtenteils aus der Fischereiabgabe.
Für das Stepenitz-System wurde anhand der Kontrollbefischungen deutlich: eine starke Abhängigkeit der Wiederfangraten von den jeweiligen Besatzgewässern. In der Stepenitz tauchten die ersten Rückkehrer 2002 auf.
Seitdem konnten hier bisher insgesamt 270 Lachse und 764 Meerforellen registriert werden.
Zu betonen ist, dass der Fluss durch die Umgestaltung der Wehre seit 2003 nahezu frei durchwanderbar und der Fang der Fische daher eher zufällig ist. Dennoch zeigt sich besonders bei den Meerforellen, aber auch bei den Lachsen, eine positive Bestandsentwicklung. Deutlich wurden aber auch der Einfluss der Elbe-Abflüsse (Hochwasser 2002) sowie die fehlende Durchwanderbarkeit bis zum Jahr 2002, als die Laichfische in Perleberg noch nicht weiterkamen. Seit diesem Jahr sind die Bestände an Meerforellen so gut, dass für die Angler ein Fang pro Jahr freigegeben ist.
Das Projekt ist also weiterhin auf dem richtigen Weg.