Eine große Angelfamilie

Eine große Angelfamilie, Foto: Detlev Scheerbarth / MAZ

Wieder ist ein Jahr vergangen. Viel ist passiert, viel haben wir erreicht, viel haben wir erlebt. Ich möchte zurückblicken und zu Beginn etwas weiter zurückgreifen. Der Landesanglerverband Brandenburg e.V. (LAVB) verzeichnete im Jahr 2019 84.751 Mitglieder. Unter anderem durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie konnte ein großer Mitgliederzuwachs im Jahr 2021 auf 94.515 Mitglieder erreicht werden. Wer glaubte, dass sich die neu gewonnenen Mitglieder mit der „Rückkehr zur Normalität“ wieder vom Angeln abwenden würde, der sah sich getäuscht. Wir konnten unsere hohen Mitgliederzahlen stabilisieren und zählen aktuell 94.340 Mitglieder, davon 10.000 Kinder und Jugendliche. Das sind 1.300 Angler mehr als im letzten Jahr, davon 644 Kinder und Jugendliche. Das  heißt, die Hälfte der hinzugekommenen Mitglieder sind Nachwuchsangler.

Diese Entwicklung ist überaus erfreulich und macht Mut. Zum Vergleich: Aktuell liegt der Fußball-Landesverband Brandenburg bei 88.222 Mitgliedern, was 4.197 Mitglieder mehr sind als im Vorjahr. (Quelle : Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, 10. März 2023). Das bedeutet, dass in Brandenburg 6.000 Menschen mehr in Angelvereinen organisiert sind, als in Fußballvereinen. Wenn man bedenkt, was der Fußball  in unserer „Fußballnation“ für einen Stellenwert hat, ist das ein eindrucksvoller Fakt, der einmal mehr zeigt, „Brandenburg ist Anglerland“ und die Leidenschaft für das Angeln entspringt in Brandenburg aus der Mitte der Gesellschaft.

Ohne Angler geht in Brandenburg recht wenig. Die ohnehin schon starke Stimme der Angler in unserem Bundesland wird in den nächsten Jahren noch stärker werden. Als demnächst durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) anerkannter Naturschutzverband wird der Landesanglerverband Brandenburg e.V. bei wichtigen Entscheidungen zum Thema Natur und Umwelt mit am Tisch sitzen. Nach Paragraph 63 Absatz 1 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist einer vom Bund anerkannten Naturschutzvereinigung Gelegenheit zur Stellungnahme und zur Einsicht in die einschlägigen Sachverständigengutachten zu gewähren. Darüber hinaus besteht nach Paragraph 63 Absatz 2 Nummer 8 BNatSchG ein Mitwirkungs- und Einsichtsrecht in weiteren Verfahren zur Ausführung von landesrechtlichen Vorschriften.

Im Angelmagazin BLINKER war kürzlich nachzulesen : „Wer viel angeln geht, ist geistig gesünder“. Die Forscher der Universitäten in Cambridge, Ulster und Belfast fanden in ihrer Studie heraus, dass das Angeln ein Beispiel für „Mindfulness“ sei. „Damit ist achtsames, bewusstes Verhalten gemeint. Andere Aktivitäten dieser Art sind beispielsweise Meditation oder Yoga, aber auch Wandern oder Gartenarbeit können dazu gehören. Wer oft angelt, dem geht es also nicht nur gut – sondern sogar besser. Wenn also die Fische das nächste Mal nicht beißen, kann man trotzdem mit der Gewissheit nach Hause gehen, etwas für sich selbst getan zu haben.“ Das ist doch ein ganz wunderbarer Trost für „Schneidertage“, von denen ich auch im fast vergangenen Jahr einige hatte. Vom Naturerlebnis ganz abgesehen.

Ganz begeistert, bin ich von dem Wiederansiedlungsprojekt für Lachs und Meerforelle in Brandenburg. Deshalb lag es mir auch so am Herzen, dass die Stepenitz zur „Flusslandschaft des Jahres“ ernannt wird. Das ist mittlerweile Realität. Damit können wir noch mehr Aufmerksamkeit auf das Wiederansiedlungsprojekt lenken, Missstände vor Ort noch deutlicher machen und diese viel schneller abbauen. Die Durchgängigkeit der Flüsse ist gerade für Wandersalmoniden ganz wichtig. In der Stepenitz verhindern Biberburgen und Wehre diese Durchgängigkeit noch viel zu oft. Die Stepenitz steht damit beispielhaft für alle Flüsse, denn das Ziel ist, den natürlichen Zustand unserer Gewässer soweit wie möglich wiederherzustellen, um gerade die wertvollen Salmoniden bei uns wieder zu stärken.

Mein Lieblingstermin in jedem Jahr ist der Kinder- und Jugendtag. Es ist immer ein Vergnügen mitanzusehen, wie die Jüngsten dem schönsten Hobby der Welt nachgehen. Deshalb werde ich auch nicht müde, daran zu appellieren, dass es die Vereine ihrem Nachwuchs doch bitte ermöglichen sollen, an dieser tollen Veranstaltung, die wir in jedem Jahr mit viel Herzblut ausrichten, teilzunehmen. Wir sind insgesamt 40 Kreisanglerverbände. Wenn davon jeder auch nur fünf Kinder und Jugendliche zu der Veranstaltung entsendet, sind das schon 200 Teilnehmer. Ich wünsche mir, dass wir im nächsten Jahr wirklich zum größten Junganglerfest Deutschlands werden.

Die Oder hat das Schlimmste mit dem Fisch­sterben im letzten Jahr hinter sich. Sie lebt wieder. Das hat auch unser im Oktober durchgeführtes Angelwochenende an der Oder gezeigt. Viele Angler haben sich beteiligt und ihre Fangmeldungen an das Institut für Binnenfischerei (IfB) Potsdam-Sacrow e.V., beziehungsweise zu uns geschickt. Um noch mehr über den genauen Zustand der Oder zu erfahren, bitten wir Euch auch im nächsten Jahr Eure Oder-Fänge an das IfB zu übermitteln. Näheres zur Fortführung des Projektes „OderAngeln“ findet Ihr hier.

Weihnachten ist das Fest der Familie. Auch wir Angler sind eine Familie. Wir kümmern uns umeinander und passen aufeinander auf. Wir sind füreinander da. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen persönlich, aber auch der gesamten Angelfamilie ein besinnliches Weihnachten und einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedlicheres Jahr 2024 ! 

Euer Günter Baaske
Präsident des Landesanglerverbandes ­Brandenburg e.V.

© Foto: Detlev Scheerbarth / MAZ