Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle – eine kleine Bilanz!

Die Wiederansiedlung von Lachsen und Meerforellen in Brandenburg, Copyright: DAFV

Seit 1998 ist man im brandenburgischen Stepenitz-System (Nebengewässer der Elbe) bestrebt, Lachse (Salmo salar) sowie Meerforellen (Salmo trutta trutta) wieder anzusiedeln. Im ganzen System befinden sich circa 100.000 Quadratmeter geeignetes Habitat, welches für die Fortpflanzung sowie das Heranwachsen der Jungfische genutzt werden könnte. Problem hierbei: Diese Habitate konnten aufgrund von Wehranlagen für lange Zeit nicht von den laichreifen Lachsen und Meerforellen erreicht werden. In den über 20 Jahren Laufzeit des Projektes ist es mittlerweile gelungen, 14 solcher Anlagen in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt (LfU), dem Wasser- und Bodenverband Prignitz und dem Landesanglerverband Brandenburg (LAVB) so weit umzubauen, dass 60 Prozent (51 Kilometer) des Flussgebietes wieder durchwanderbar sind.

Erste Erfolge stellten sich ab 2002 ein, als erste laichreife Fische wieder den Weg zurück in das Stepenitz-System gefunden haben. Seit Beginn des Projektes wurden insgesamt 433 Lachse sowie 1.352 Meerforellen durch Elektro-Befischungen sowie durch Unterwasserkameras im Stepenitz-System nachgewiesen (Stand Mitte 2021). Dies geht vorwiegend auf die seit 1999 durchgeführten Besatzmaßnahmen zurück, aus denen sich aktuell eine Rückkehrerrate von 0,3 bis 0,8 Prozent ergibt. Diese liegt jedoch nach wie vor unter der gewünschten Rückkehrerrate von 3 Prozent, obwohl die jährlich abwandernden 11.700 Smolts (Jungfische) rein rechnerisch für einen natürlichen Selbsterhalt ausreichen würden.

Auch wenn seit 2003 vereinzelte Nachweise einer natürlichen Reproduktion der Meerforellen und Lachse existieren, betreibt der Fliegenfischerverein Fario seit 2013 ein eigenes Bruthaus, um die Nachkommen der aus dem Atlantik zurückkehrenden Fische künstlich zu erbrüten und aufzuziehen. Die dafür notwendigen laichreifen Fische werden jährlich im Herbst/Winter, mit der Unterstützung des Instituts für Binnenfischerei (IfB) Potsdam-Sacrow, im Stepenitz-System elektrisch abgefischt und zum Abstreifen in das Bruthaus gebracht. Im Rahmen des elektrischen Herbstmonitorings 2021 konnten somit insgesamt 54 Meerforellen sowie 11 Lachse gefangen und für die Reproduktion genutzt werden. Dies ist wichtig, um die natürlichen Verlustraten auszugleichen und die natürliche Reproduktion zu unterstützen. Mit dieser Methode ist es dem Verein Fario seit 2014 möglich, pro Jahr 20.000 bis 95.000 Meerforellen sowie bis zu 10.000 Lachse zu erbrüten.

„Langfristiges Ziel ist ein nachhaltiger, sich selbst reproduzierender Bestand, der nicht mehr auf unsere Unterstützung angewiesen ist. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.“

(Bruthauswart Mirko Beutling)

Fehlende Habitate und geringe funktionelle Konnektivität erschweren das Überleben
Trotz der großen Bemühungen des Vereins Fario und der Unterstützung durch den LAVB und das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) Meerforellen und Lachse wieder erfolgreich anzusiedeln, fehlt es neben der vollständigen Durchgängigkeit und funktionellen Konnektivität des Stepenitz-Systems vor allem an geeigneten Laich- und Jungfischhabitaten. Wichtige Kriterien für das Überleben der Larven und Jungfische sind unter anderem eine optimale Wassertiefe sowie angepasste Strömungsgeschwindigkeiten und Sedimentfrachten des Fließgewässers. Sind diese Bedingungen nicht in ausreichendem Umfang gegeben, schwinden die Überlebenschancen der frisch besetzten Larven um ein Vielfaches.

Der komplette Artikel ist auf der Homepage des Deutschen Angelfischerverbandes abrufbar. Alles Wissenswerte zum Fliegenfischerverein Fario findet Ihr hier. Auf den nachstehenden Videos von unserem YouTube-Kanal ist der Besatz aus den Jahren 2019 und 2021 an verschiedenen Orten an der Stepenitz zu sehen.

(Quelle: Deutscher Angelfischerverband „Die Wiederansiedlung von Lachsen und Meerforellen in Brandenburg“, 17. Januar 2022)

© Foto: Olaf Lindner / DAFV, Videos: LAVB-YouTube-Kanal