Den brandenburger Anglern beim Brandungsangeln an der Ostsee einmal ganz nah – Eine begeisterte Brandungsanglerin erzählt…

Eine begeisterte Brandungsanglerin erzählt

Ich komme aus dem wunderschönen Havelland und angele schon seit Kindertagen.  Mehrmals im Jahr zieht es mich an die Ostsee.

Dort konnte ich schon oft Angler beobachten und der Reiz, auch im Meer zu angeln, war immer da. Bei einem Ostseeurlaub traf ich zufällig im Angelladen Uwe Paulitz, der wie ich, Mitglied im Verein „Angelfreunde Groß Köris“ ist. Schnell kamen wir ins Gespräch und dabei stellte sich heraus, dass Uwe im November zum Bundesvergleichsangeln auf die Insel Fehmarn fahren wird. Er lud mich ein, den brandenburgischen Teilnehmern über die Schulter zu sehen. Da könnte ich gleich hautnah miterleben, was Brandungsangeln ausmacht.

Für mich war klar, da muss ich hin. An einem Freitag im November 2014 machte ich mich auf. Auf der Insel Fehmarn war ich noch nie. Zu spät angekommen, war die Versammlung schon fast vorbei und alle machten sich auf, ihre Quartiere aufzusuchen und sich für den ersten Angeltag vorzubereiten. Zum Kennenlernen blieb keine Zeit. Helmut Bexten und seine Frau Renate, die an der Veranstaltung der Frauen teilnahm, nahmen mich an diesem ersten Tag mit.

Mir blieb so wenig Zeit, dass ich Essen und Trinken vergaß. Schnell die Ferienwohnung aufsuchen und meine Angelkluft anziehen und den Rucksack packen. Mit meinem Auto fuhr ich den Beiden hinterher. Ich dachte, wir kämen niemals an. Ortskenntnisse wären wohl von Vorteil, um die Strände zu finden, wo geangelt werden soll.

Endlich angekommen, konnte ich mir kurz einen Überblick verschaffen, was für Frauen an den Start gehen. Nach dem Auslosen wurde die Ausrüstung gepackt. Und da kamen mir schon die ersten Zweifel, wer das alles schleppen soll. Die Wagen vollgepackt, ging es los zum gezogenen Strandabschnitt. Renate hatte Glück gehabt, nicht so weit laufen zu müssen. Ich hatte nur mich, meinen Rucksack und meinen Stuhl, aber ich war schon nach einigen Metern fix und fertig. Die ungewohnt dicke Kleidung und Stiefel machten das Laufen nicht einfacher.

Am Strand wurde dann das Brandungszelt aufgebaut, mit Sand und Steinen beschwert, damit es nicht bei der nächsten Böe davon fliegt. Auch für das Dreibein musste ein guter Standplatz gewählt werden. Alles sah sehr routiniert aus. Die Brandungsangeln mit Rollen wurden auf Position gestellt und die Montagen befestigt.

Vor dem Start war noch etwas Zeit, so dass mir Helmut das Werfen mit der Brandungsrute zeigte. Sieht gar nicht so schwer aus, dachte ich mir. Schon das Halten dieser ungewöhnlich langen Rute mit einem 150 Gramm schweren Blei war nicht so einfach. Nach mehrmaligen Fehlversuchen schaffte ich es doch, einmal knappe 75 Meter zu werfen.  Nicht nur die Weite des Wurfes ist entscheidend auch die Richtung muss stimmen. Denn beide Ruten nebeneinander können sich schnell verheddern. Aber auch nach dem Einkurbeln der Schnur war meine Kraft ziemlich am Ende. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn da noch ein Fisch am Haken wäre.

Abseits vom Vergleichsangeln der Damen konnte ich Helmut alle Fragen stellen, die mir in den Sinn kamen. Dabei bekam ich heraus, dass alle Profis ihre Montagen selber bauen und dass das Brandungsangeln auch nicht so ganz preiswert sei. Eine gute Ausrüstung hat so ihren Preis; auch was alles andere wie Startgeld, Unterkunft und Verpflegung betraf.
 
Dann kamen die Dunkelheit und die Kälte und bei mir kamen die ersten Zweifel auf. Ich stolperte dann im Dunkeln mit der Kopflampe von einer Anglerin zur nächsten und habe dabei so einige Tipps und Informationen erhalten. Geangelt wurde von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Gefangen wurden einige Dorsche, Schollen und Klieschen. Alles hautnah miterleben zu können, war besser, als in den Fachzeitschriften zu lesen.

Am Ende der Veranstaltung wurden die Fische gemessen. Anschließend wurde erst einmal die Angelausrüstung zusammengepackt und es graulte mir vor dem strapaziösen Fußmarsch zurück zum Parkplatz. Gut, dass wir nicht so weit laufen mussten. Nun ging es zurück zur Ferienwohnung und ich stellte fest, ich war noch nie so fertig, wie an diesem Tag. Ohne Essen, ohne Trinken, das anstrengende Laufen mit den Klamotten und dann die Ausrüstung, der Wind und die Kälte.

Am nächsten Morgen, wollte ich einfach liegen bleiben und ausruhen. Doch ich sagte mir, ich müsse das jetzt durchstehen, dafür sei ich ja auch her gefahren.  Diesmal wurde ich Jens Hapke zugeteilt. Wieder ging es mit dem Auto zum ausgelosten Strandabschnitt. Ich hatte meine Angelsachen und Stiefel bereits angezogen, was beim Autofahren schon etwas hinderlich war. Am Parkplatz angekommen wurden wieder die Plätze ausgelost und die Angelausrüstung zusammen gepackt. Es ist ja unglaublich, was da alles mitgeschleppt wird; Rutentasche mit mindestens zwei Ruten, die entsprechenden Rollen, das Brandungszelt, das Dreibein für die Ruten, ein Dreibein für die Montagen, eine Kiste voll Angelzubehör wie Ersatzspulen, Messlatte, Ersatzmontagen, Fischtöter, Wurmkiste, Bleie in mehreren Gewichtsklassen.

Auch der Jens baute sehr ruhig und routiniert seine Ausrüstung auf. Ich konnte einen Blick auf die vielen unterschiedlichen Montagen werfen. Gern hat er mir meine vielen Fragen beantwortet. Das Ende der Veranstaltung war um 22:00 Uhr. Auch an diesem Abend bin ich völlig erledigt ins Bett gefallen. Am Sonntagvormittag wurden die erfolgreichsten Angler ausgezeichnet.

Fazit:

Ich habe viel über das Brandungsangeln erfahren; dafür herzlichen Dank an das brandenburgische Team! Und obwohl es, besonders für eine Frau, eine strapaziöse Angelei ist, werde ich das Meeresangeln weiter vertiefen und vielleicht sieht man sich irgendwann bei einer Veranstaltung wieder.

Christine Hein
Angelverein „Angelfreunde Groß Köris“