Die Verockerung der Spree – ein Ökosystem in Not!

Verockerung

Das Problem der Verockerung der Spree ist in weiten Teilen der Öffentlichkeit leider unbekannt. Nur die direkt Betroffenen wissen um die ökologische Katastrophe, die droht. Aus diesem Grund haben der Landesanglerverband Brandenburg und der Landesverband Sächsischer Angler einen Flyer entwickelt, um auf die Ursachen, die Wirkung und die Gegenmaßnahmen, die getroffen werden, aufmerksam zu machen und dieses Problem in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Was bedeutet „Spreeverockerung“?

Mit „Spreeverockerung“ bezeichnet man die bräunliche Färbung der Spree und ihrer angrenzenden Zuläufe. Neben der Verfärbung (chemische Veränderung!) der Gewässer bilden des Weiteren Schlammablagerungen eine erhebliche Gefahr für die aquatische Lebenswelt.

Woher kommt diese Verockerung?

Eisen ist ein natürliches Element der Erdkruste. Die im Boden der Lausitz natürlich vorhandenen Minerale Pyrit und Markasit sind chemische Verbindungen von Eisen und Schwefel (Eisensulfid). Das oberflächennahe Eisenerz lagerte besonders in der Region von Lauchhammer bis Peitz und wurde in den vergangenen 700 Jahren durch die Menschen als Raseneisenerz abgebaut. Durch die damalige Trockenlegung von Mooren, den Eisenerzabbau und durch den landwirtschaftlichen Fortschritt gab es bereits erste Eiseneinträge in die Fließgewässer mit noch geringen gewässerökologischen Folgen. Mit der Entwicklung des Lausitzer Braunkohlebergbaus vor etwa 160 Jahren folgten großräumige Grundwasserabsenkungen, um zu verhindern, dass sich die Abbaugruben mit Wasser füllen. Durch den Kontakt mit dem Luftsauerstoff verwitterten die Eisensulfide insbesondere der umgelagerten Biomassen (Kippen und Halden) und es entstanden Eisenhydroxid und Sulfat.

Durch den Wiederanstieg des Grundwassers in den letzten Jahren und beschleunigt durch starke Niederschläge werden Eisen und Sulfat in die Gewässer der Lausitz eingetragen und verursachen die starke Trübung, chemische Veränderung und Verschlammung des Wassers.

Welche Folgen hat die Verockerung?

Die Stoffeinträge verursachen nicht nur Trübung und Verschlammung der Gewässer, sondern auch ihre Versauerung. Dadurch werden Fische, Pflanzen und alle anderen gewässerbewohnenden Arten massiv und nachhaltig in ihrem Lebensraum beeinträchtigt.

Aber auch die Sulfatbelastung ist nicht unerheblich. Sulfat ist zwar im Wasser nicht sichtbar, greift jedoch z.B. Beton an. Außerdem werden Grenzwerte für die Trinkwassergewinnung bereits heute an einigen Gütemessstellen erreicht und überschritten.

Die verstärkt seit den Jahren 2007 in der Spree bei Spremberg und 2009 in den Spreewaldzuflüssen zu beobachtende Braunfärbung der Gewässer kann auch Auswirkungen auf die touristische Nutzung des Biosphärenreservates Spreewald haben, insofern es nicht gelingt, der Verockerung entgegenzuwirken.

Was wird dagegen unternommen?

Als Folge des massiven Drucks des Aktionsbündnisses „Klare Spree“ war der erste wichtige Schritt zur Gewässergüteverbesserung der Spree im Jahr 2013 die Erstellung eines Sofort-Maßnahmekataloges der Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg und des Sächsischen Oberbergamtes (SOBA). Zu den Maßnahmen zählten u.a. Schlammberäumungen, die Neutralisation des Lichtenauer Sees, die Reaktivierung der Grubenwasserreinigungsanlage Vetschau und die Nutzung von Wasserbehandlungsanlagen.

Die Bildung von Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen unterstützt die zügige Maßnahmenumsetzung und die Übermittlung von Informationen zur Ausarbeitung weiterer Maßnahmen.

Was tun die Landesverbände?

Die Landesverbände setzen sich dafür ein, dass das Problem der Spreeverockerung weiter an die Öffentlichkeit und auch an die Politik getragen wird. Besonders politische Hilfe kann die behördlich ausgearbeiteten Maßnahmen vielseitig unterstützen.

Weiterhin werden die Landesverbände konzentriert auf Planverfahren oder Änderungen von wasserrechtlichen Genehmigungen der bestehenden Tagebaue in der Lausitz achten, ob die Unterlagen Maßnahmen erhalten, die gegen die Verockerung vorgesehen sind.

Unsere Vereine sind aufgerufen, ihre Wahlkreisabgeordneten zu diesem Thema zu sensibilisieren.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Es wird eingeschätzt, dass die Widerherstellung eines ausgeglichenen, ökologisch intakten Wasserhaushaltes in den Gewässern der Lausitz gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie weitere zielorientierte Maßnahmen erfordert, bei denen Kompromisse nicht auszuschließen sind. Wie viele Jahre dieser Prozess dauern wird, ist noch nicht abzusehen.

Die Flyer liegen in den Geschäftsstellen der jeweiligen Landesverbände vor.

Landesanglerverband Sächsischer Angler & Landesanglerverband Brandenburg