Die Natur nimmt die Hilfestellung an: Angelegte Kieslaichplätze zeigen Laichnester

Im September 2017 wurde in einer gemeinsame Aktion des Wasser- und Bodenverbandes (WBV) „Dosse-Jäglitz“, des „Sealife Berlin“ und des Landesanglerverbandes Brandenburg in der Dosse, an der Brücke in Goldbeck, ein Kieslaichplatz angelegt. Auf dem Bild ist gut zu erkennen, dass die Natur die Hilfestellung angenommen hat. Was als helle Stellen im Kies sichtbar ist, sind die Laichnester von Bachforellen. Bereits im Sommer konnte man Elritzen – die bevorzugten Wirtsfische der Kleinen Bachmuschel (Unio crassus) – beim Laichen auf der Kiesbank beobachten. Eine gelungene Maßnahme, wie wir finden!

Hintergrund

Laichkies für die Dosse: „Landesanglerverband Brandenburg, Sea Life Berlin und Wasser- und Bodenverband ‚Dosse-Jäglitz‘ gemeinsam für Fischartenschutz und naturnahe Fließgewässer“ (Pressemitteilung vom 22. September 2017)

Mit schwerem Gerät wurde der Laichkies ausgebracht.

Das „Sea Life“ Berlin ist in der breiten Öffentlichkeit vor allem durch seine großartigen Aquarien bekannt. Daneben engagiert sich die Einrichtung schon seit mehreren Jahren für den Schutz und die Erhaltung einheimischer Fische, u.a. im Rahmen eines Artenschutzprojektes für die Elritze, welches vom LAVB unterstützt wird.

Seit einiger Zeit bietet Sea Life seinen Besuchern die Möglichkeit, für Fischartenschutz-Projekte zu spenden. Der Aufruf fand bisher großen Anklang, so dass sich recht schnell ein nennenswerter Betrag angesammelt hatte. Auf Vorschlag des LAVB und nach Abstimmung mit dem örtlich zuständigen Wasser- und Bodenverband „Dosse-Jäglitz“ (WBV) wurde entschieden, das Spendengeld für strukturverbessernde Maßnahmen an der Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin zu verwenden.

Bachforellen benötigen wie alle anderen Salmonidenarten kiesigen Untergrund zum Laichen.

Wie nahezu alle Bäche und Flüsse in der Mark war auch die Dosse bei Wittstock/Dosse schon seit dem Mittelalter gestaut, begradigt und vertieft worden. Anfangs erfolgte dies vor allem, um Wassermühlen errichten und betreiben zu können, aber auch um das Flößen von Holz zu erleichtern. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden dann zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Nutzbarkeit landwirtschaftlicher Flächen weitere wasserbauliche Maßnahmen vorgenommen. Ihren Höhepunkt erreichten diese Aktivitäten im Rahmen der so genannten Dosse-Regulierung in den 1960er Jahren, bei der der Wasserlauf nicht nur begradigt, sondern vielerorts auch großräumig um verlegt wurde, so u.a. auch bei der Ortschaft Goldbeck, die heute als Ortsteil zu Wittstock gehört.

Der WBV „Dosse-Jäglitz“ als Unterhaltungspflichtiger und der LAVB als Fischereipächter hatten sich bereits 1997 darauf verständigt, die maschinelle Gewässerunterhaltung in der Dosse weitgehend zu reduzieren und, wo immer dies möglich war, eine eigendynamische, naturnahe Entwicklung des Gewässers und seiner Ufer zuzulassen. Darüber hinaus wurden vom WBV mehrere Wehre abgerissen und durch Sohlgleiten ersetzt, so dass diese die Fischwanderungen nicht mehr behinderten. Trotz dieser weitreichenden ökologischen Verbesserungen besteht im Hinblick auf die Zielstellung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Wiederherstellung des guten ökologischen Zustands, durchaus noch Handlungsbedarf.

Auch die kleine Elritze profitiert von den Kieslaichplätzen

So hat die Dosse infolge des früheren Gewässerausbaus nur noch wenige Anschnitte, in denen die Gewässersohle aus grobem Kies und Steinen besteht und die deswegen als Laichplätze von Bachforelle, Hasel, Döbel, Elritze, Neunaugen u.a. so wertvoll sind. Kiesig-steinige Gewässerabschnitte werden darüber hinaus auch von zahllosen wirbellosen Tieren besiedelt, wie z.B. von den Larven der Köcher- und Steinfliegen. Das Einbringen von so genanntem „Laichkies“, einem Gemisch von erbsen- bis hühnereigroßen Steinen, ist deshalb als Maßnahme zur Verbesserung der Gewässerstruktur besonders effektiv und dient gleichzeitig der Erhaltung und Förderung eines gewässertypischen heimischen Fischbestandes, ganz im Sinne des fischereigesetzlichen Hegeauftrages.

In Anwesenheit von Vertretern der beteiligten Verbände und Institutionen, Medienvertretern und interessierten Bürgern wurden am 26. September 2017 insgesamt 54 Tonnen Laichkies, die aus Spendenmitteln finanziert wurden, in dem für die Maßnahme ausgewählten Abschnitt der Dosse in Goldbeck ausgebracht. Den Hauptteil der Arbeit bewerkstelligten die Kollegen des WBV „Dosse-Jäglitz“ mit Unimog und Radlader. Die anwesenden Angelfreunde vom LAVB verrichteten dann gemeinsam mit Mitgliedern der „Sea Life“-Jugendgruppe „Junge Umweltschützer“ die Feinarbeiten. Unser Dank gilt allen an der Maßnahme beteiligten Personen und Institutionen, vor allem aber den Sea Life-Besuchern für ihre Spenden!

In einer gemeinsamen Aktion des Landesanglerverbandes Brandenburg mit jugendlichen Helfern des „Sea Life“ Berlin wurden die Laichnester angelegt.
© Fotos: Mario Retzlaff, Marcel Weichenhan